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Festveranstaltung 20 Jahre Landeskrankenhausgesellschaft "Die Zukunft der medizinischen Versorgung im Flächenland" am 27.10.2010

Sehr geehrter Herr Dr. Troppens,
sehr geehrter Herr Kapferer,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, lieber Frank Szymanski
sehr geehrter Herr Dänzer,
sehr geehrter Herr Dr. Schreck,
sehr geehrte Frau Grünewald.
Ich begrüße auch meinen Abgeordnetenkollegen aus dem Landtag,
Prof. Schierack,
meine sehr geehrten Damen und Herren,

ich freue mich sehr, heute auf der Festveranstaltung zum 20-jährigen Bestehen der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg zu Ihnen zu sprechen und möchte Ihnen zunächst herzliche Grüße vom MP Matthias Platzeck übermitteln.

Der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg gehören die kommunalen, frei-gemeinnützigen und privaten Träger und ihre Verbände im Land Brandenburg an. Diese repräsentieren 51 Krankenhäuser mit 60 Standorten und rund 16.000 Betten. In den Brandenburger Krankenhäusern werden jährlich über eine halbe Million Patienten behandelt. Hierfür wird ein breites therapeutisches Leistungsspektrum in den verschiedensten Behandlungsformen - stationär, teilstationär und ambulant - angeboten. Das ist eine stolze Bilanz, meine Damen und Herren.

Die Leistung der LKG und ihrer Mitglieder beim Auf- und Umbau der
Krankenhauslandschaft in Brandenburg kann gar nicht hoch genug bewertet werden. Gerade in den Anfangsjahren nach 1990 haben Sie entscheidend zur Neustrukturierung der gesundheitlichen Versorgung in Brandenburg beigetragen. Herzlichen Dank dafür.

Dass Brandenburg heute auf eine so moderne und leistungsfähige Krankenhauslandschaft blicken kann, ist natürlich auch dem Engagement des Landes bei der Förderung von Investitionen im Krankenhausbereich zu verdanken. Die größten Herausforderungen – finanziell und bautechnisch - wurden dabei in den letzten beiden Jahrzehnten erfolgreich gemeistert.

Die Krankenhäuser in Brandenburg wurden seit 1991 mit 3,6 Milliarden Euro Fördermitteln, davon 2,77 Milliarden Euro aus Landesmitteln, unterstützt.
Allein in diesem Jahr wird die neue Landesregierung über 104 Millionen Euro zur Finanzierung von einzelnen Krankenhausbaumaßnahmen und an Pauschalfördermitteln den Krankenhäusern zur Verfügung stellen. Weitere 25 Millionen Euro kamen aus dem Konjunkturpaket II für Bau und Sanierung dazu. Das sind schon gewaltige Summen an Landesmitteln und damit Steueraufkommen, die da bewegt wurden und werden!

Die Entwicklung der Krankenhäuser im Land Brandenburg war immer ein wichtiger Schwerpunkt der Gesundheitspolitik. Für die jetzige rot-rote Landesregierung hat die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung politische Priorität!

Eine tragende Säule im Versorgungssystem sind unsere Krankenhäuser –
Und wer weiß das besser als Sie- die können sich sehen lassen – nicht nur in der Region, sondern auch bundesweit. In den letzten 20 Jahren hat sich im Krankenhausbereich im Land Brandenburg außerordentlich viel getan:  Auch hier in Cottbus, Herr OBM, die Krankenhausgesellschaft wurde hier gegründet, die Landesärztekammer hat hier ihren Sitz genommen und alles ist komprimiert sichtbar auch hier im Carl-Thiem – Klinikum im Verantwortungsbereich von Frau Grünewald und vielen anderen.

Der medizinisch-technische Fortschritt hat sowohl in den großen Schwerpunktkrankenhäusern als auch in den kleinen Einrichtungen der Grundversorgung Einzug gehalten. Sie haben sich zu modernen Versorgungszentren entwickelt. Nicht wenige Krankenhäuser prägen heute das Gesicht des Ortes und gehören mit zu den Schmuckstücken in den Städten und Region.

Die Krankenhausinvestitionen haben aber nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der stationären medizinischen Versorgung geleistet: Gleichzeitig trägt das Land damit zur Unterstützung lokaler und regionaler Unternehmen, v. a. im Handwerksbereich bei.  Darüber hinaus zählen die Krankenhäuser in den jeweiligen Städten und Kreisen mit zu den größten Arbeitgebern und sichern damit vielen Familien das Haushaltseinkommen. Um nur eine Zahl zu nennen: In den Brandenburger Krankenhäusern sowie den stationären Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen finden über 27.000  Beschäftigte ihren Arbeitsplatz. Sie versorgen die Patientinnen und Patienten und leisten eine engagierte und verantwortungsvolle Arbeit, die unser aller Respekt und Dank verdient.  Und auch ein entsprechendes Gehalt…

Mit Blick auf zukünftige Herausforderungen möchte ich folgende Aspekte ansprechen:
Die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen werden durch die aktuellen bundespolitischen Entscheidungen wie GKV- Finanzierungsgesetz maßgeblich verschlechtert. Dies betrifft sowohl die ungerechte Lastenverteilung bei der Finanzierung als auch die Auswirkungen auf die Versorgung im ländlichen Raum.  Die DKG hat in ihrer Erklärung vom 30. Sept. zur 1. Lesung des GKV- Finanzierungsgesetzes die deutliche Forderung nach Berücksichtigung der  wachsenden Kostenbelastungen und Tarifsteigerungen gestellt. Das unterstütze ich ausdrücklich.

Am Montag hatte die GMK den Bundes- GM Rösler eingeladen, um über die nötigen Schritte zur Stärkung der Gestaltungsmöglichkeiten der Länder in der medizinischen Versorgung zu beraten, v.a. geht es uns um die künftige Ausgestaltung der Bedarfsplanung und – steuerung v.a. zur medizinischen Versorgung auf dem Lande. Alle 16 Länder wollen das, die nötigen Beschlüsse sind schon lange gefasst, nur der Bundesgesundheitsminister will es nicht! Die Landesregierung ist aber nicht untätig und versucht, gegenzusteuern auch über den Bundesrat.
 
Was tun wir im Land? Seit vier Jahren läuft eine Informations- und Imagekampagne zur Gewinnung von Ärztinnen und Ärzten, insbesondere von Hausärzten.  So hat das Gesundheitsministerium beispielsweise die Kampagne „Einfach verwirklichen – Perspektiven entdecken“ finanziert als konzertierte Aktion aller Beteiligten im Lande.
Die Beteiligten sind die KV Brandenburg, die brandenburgische LÄK der SGB, die LKG, der Verband der Gesundheitszentren, der Hausärzteverband Berlin-Brandenburg, der Landkreistag, die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassen Brandenburg sowie die Bundesagentur für Arbeit, Regionaldirektion Berlin-Brandenburg. Alle Partner arbeiten vernetzt, um für Ärzte in Brandenburg einen besonderen Service zu bieten.

Sie alle machen deutlich, welche Chancen Brandenburg bietet – dass es sich lohnt hierher zu kommen und dass es sich lohnt, hier zu bleiben. Und es gibt mit der Internetseite www.hausarzt-in-brandenburg.de, ein Portal, das Allgemeinmediziner und Allgemeinmedizinerinnen, Ärzte und Ärztinnen in Weiterbildung und Studierende der Medizin über die beruflichen Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten in Brandenburg informiert.

Meine Damen und Herren,

die Krankenhausinvestitionsfinanzierung muss weiter in der Verantwortung der Landesregierung verbleiben. Allerdings wollen wir weniger als bisher „regeln“.
In enger Kommunikation mit Ihnen finden gegenwärtig Gespräche unseres Krankenhausreferates statt, um die Situation in den Häusern und die Bedarfe zu ermitteln. Wir wollen mit Ihnen erörtern, wie die Konturen eines pauschalierten
Fördersystems ab 2012 aussehen könnten. Mit dieser Umstellung wird die Krankenhausförderung verlässlicher, berechenbarer und planbarer. Und es wird einfacher für Sie, an die entsprechenden Fördermittel zu kommen.

Die Gesundheitsversorgung in einer Gesellschaft des längeren Lebens und der weiter abnehmenden Bevölkerungszahl auch in der Fläche zu sichern, wird für Brandenburg zu einer der zentralen Herausforderungen. Wir werden neue Wege suchen und gehen müssen. Wir brauchen hierfür innovative Ideen und Lösungen und v. a. das Engagement aller im Gesundheitsbereich Tätigen und Verantwortlichen.

Wir brauchen beispielsweise noch besser koordinierte und integrative Konzepte, eine bessere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung und eine verstärkte Zusammenarbeit der Krankenhäuser untereinander sowie mit den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten. Dafür stehen schon heute die mehr als 50 Verträge nach §116b SGB V, die die Krankenhäuser zur ambulanten Versorgung bereits abgeschlossen haben. Ich sehe hier in Brandenburg eine große Bereitschaft der KV, eine sektorenübergreifende fachärztliche Versorgung in unterversorgten Regionen gemeinsam auf die Beine zu stellen

Die äußeren Bedingungen, auf die wir fast keinen Einfluss haben, zwingen uns ebenfalls zum Handeln. Bei einer wachsenden Zahl älterer Menschen und gleichzeitiger Abnahme der Geburtenzahlen müssen wir den Krankenhausbereich umbauen. So werden wir beispielsweise zukünftig weniger Betten in den Geburtsabteilungen brauchen, leider, während der Bedarf an geriatrischer Versorgung steigt. Die flächendeckende Versorgung auch bei den Früh- und Neugeborenen ist und bleibt uns wichtig!

Grundsätzlich sieht das Land die Notwendigkeit, in jedem Versorgungsgebiet mindestens eine Einrichtung zur Versorgung von Früh- und Neugeborenen aufrecht zu erhalten. Das sind unsere Zentren in Neuruppin, Eberswalde, Potsdam, Brandenburg, Cottbus und Frankfurt (Oder). Dieser Weg Brandenburgs ist bundesweit nicht unumstritten und wird in zwei Jahren wieder überprüft werden. Auch im Bereich der Frühgeburten unter 1250 Gramm brauchen wir in Brandenburg qualitativ erstklassige Angebote in den Regionen.

Noch einmal zum Stichwort Bevölkerungsentwicklung: Die mit dem Dritten Krankenhausplan ausgesprochenen Überprüfungen der Leistungsentwicklung einzelner Fachabteilungen finden zurzeit statt. Und ich kann Ihnen heute zusagen: Der Krankenhausplan Brandenburg mit seinem Ansatz der flächendeckenden Versorgung steht ohne Wenn und Aber bis 2013! Die Konsensfindung aller Beteiligten ist dabei ein wichtiger Baustein für unsere zukünftige Planung. Um diese werden wir übrigens nicht nur in Berlin beneidet.

Durch die Regierungsneubildung hat sich insbesondere die Zusammenarbeit mit Berlin verbessert. Wir stimmen die Eckpfeiler unsere Gesundheitspolitik miteinander ab.
Dies umfasst nicht nur die stärkere Kooperation bei der Medizinerausbildung,  für die ich wir uns in Gesprächen mit der Charité einsetze, wie Sie wissen.

Ein Beispiel ist die in der letzten Woche erfolgte Präsentation der elf Brandenburger Lehrkrankenhäuser bei den Studierenden des 6. Semesters in der Charité. Dies betrifft aber auch die Vertretung Brandenburger Interessen in der Abstimmung des Berliner Krankenhausplanes 2010. Mit der wachsenden wirtschafts- und beschäftigungsstrukturellen Bedeutung der Gesundheitswirtschaft sind die Chancen gestiegen, die Potenziale dieser Branche auch für regionales Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum zu nutzen.

In Berlin und in Brandenburg zeichnet sich die Gesundheitswirtschaft seit Jahren durch ein überdurchschnittliches Wachstum aus. Allein die Bruttowertschöpfung des Gesundheits- und Sozialwesens betrug im Jahr 2006 in Berlin 6.345 Millionen EUR und in Brandenburg 3.440 Millionen EUR. Dies sind 8,5 Prozent bzw. 7,5 Prozent der Bruttowertschöpfung der Länder!

Die Gesundheitswirtschaft hat sich zu einem der wichtigsten Beschäftigungsmotoren der Region entwickelt und rangiert – gemessen an der Zahl der Arbeitsplätze – weit vor anderen Bereichen der Wirtschaft. Während viele Branchen der Wirtschaft in den vergangenen Jahren Arbeitsplätze abbauen mussten, entstanden in der Gesundheitswirtschaft zahlreiche neue Beschäftigungsmöglichkeiten. Dieser Trend zeichnet sich trotz des Bevölkerungsrückgangs auch weiterhin ab. Allein im Gesundheits- und Sozialwesen, dem Kernbereich der Gesundheitswirtschaft, ist die Zahl Arbeitsplätze im Zeitraum von 1991 bis 2007 um rund 27 Prozent gestiegen. In der Wirtschaft insgesamt ist dagegen die Zahl der Arbeitsplätze im gleichen Zeitraum um insgesamt rund acht Prozent geschrumpft. Damit arbeiten heute rund 350.000 Menschen in diesem Bereich, das ist jeder siebente Beschäftigte in der Region!

Meine Damen und Herren,

neben den Finanzierungs- und Planungsaspekten  müssen wir die Fach- und Führungskräfte im Gesundheitssystem – also Fachpersonal gewinnen und im Land halten! Der demografische Wandel bringt nicht nur mehr älter werdende Menschen.
Er zeigt sich auch in altersstrukturellen Veränderungen des Erwerbstätigenpotenzials.
Daraus leiten sich drei für das Fachkräftethema wichtige Konsequenzen ab:

  1. Die Berlin-Brandenburger Gesundheitswirtschaft befindet sich in einer langfristig anhaltenden Periode der permanenten Zunahme älterer Beschäftigter.
  2. Es steigt - entsprechend zeitversetzt - die Anzahl der altersbedingt aus der Erwerbstätigkeit ausscheidenden Fachkräfte und damit der altersbedingte Ersatzbedarf an Fachkräften.
  3. Neue Kräfte müssen für die Gesundheitsversorgung geworben werden. In der Pflege wie in der Medizin gibt es viel Beschäftigung und mit zunehmender Lebenserwartung dürfte die Zahl der Beschäftigten weiter steigen.

Wie wir alle wissen, gibt es in den Beschäftigungsbereichen der Gesundheitsversorgung, Pflege und Administration - zahlenmäßige - weibliche Dominanz. Diese macht deutlich, dass Kernbereiche der Gesundheitswirtschaft ihren Fachkräftebedarf künftig nur decken können, wenn sie

  • bereits heute mit nachhaltigen Aktivitäten zum langfristigen Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit der überwiegend noch relativ jungen weiblichen Fachkräfte beitragen,
  • durch familienfreundliche Arbeitsbedingungen den weiteren Zustrom weiblicher und männlicher Fachkräfte aus dem geringer werdenden Angebotspotenzial sichern und
  • zugleich auf breiter Basis in Kooperation mit Akteuren auch außerhalb der Gesundheitsbranche die Gewinnung männlicher Fachkräfte für Tätigkeiten in der Pflege intensiv anstreben.

Fazit: Der demografische Wandel hat tiefgreifende Wirkungen auf die Nachfrage nach Fachkräften und das Angebot an Fachkräften im Gesundheitssystem. Er bietet der Gesundheitsbranche wie kaum einer anderen Chancen zur Schaffung von Lebens-Arbeitsplätzen. Dazu müssen aber Arbeitsbedingungen geschaffen werden, die es auch einem 50-jährigen Pfleger oder einer 61-jährigen Stationsärztin ermöglichen, weiterhin im Krankenhaus tätig zu bleiben.

Unser Ministerium versteht sich als Ministerium für Lebensqualität. „Gesund leben in einer intakten Umwelt in Brandenburg" - das ist der Anspruch. Kinder und Jugendliche sollen in Brandenburg gesund aufwachse, Frauen und Männer gesund alt werden können – das liegt mir besonders am Herzen. Die Landesregierung hat dazu klar Position bezogen: Wir werden auch in Zukunft die Rahmenbedingungen für eine hochwertige gesundheitliche Versorgung sicherstellen und das Ziel einer patientennahen Versorgung in der Fläche verfolgen. Das, meine Damen und Herren, ist natürlich nur mit dem gemeinsamen Engagement aller im Gesundheitsbereich Tätigen und Verantwortlichen zu schaffen.

Ich freue mich darauf, mit Ihnen an der weiteren erfolgreichen Entwicklung der
Gesundheitsversorgung in Brandenburg arbeiten zu können und wünsche mir die LKB auch in den nächsten 20 Jahren als in der Sache streitbare, aber stets kompetente und konstruktive Partnerin an unserer Seite.

Herzlichen Dank

Leider muss ich die Veranstaltung bald verlassen, da ich im Landtagsausschuss Rede und Antwort stehen muss.